-fs- Gescher. Vergilbte Pergamente, staubige Bücher und leichter Modergeruch – alles Dinge, die einem in den Sinn kommen, wenn man an ein Archiv denkt. Dass es nur Klischees sind und ein Archiv viel mehr zu bieten hat – davon konnten sich Besucher gestern in einer Ausstellung im Rathaus sowie bei Führungen durchs Magazin selbst überzeugen.

Als wohl ältestes und zugleich auch wertvollstes Stück nannte Archivar Andreas Froning das Bürgerbuch aus dem Jahre 1650, in dem aufgelistet wird, wer wann zu jener Zeit gelebt hat oder auch welchen Beruf er hatte. Obwohl der materielle Wert gleich null sei, wie Froning betont, ist der ideelle Wert solcher Schriftstücke unbezahlbar. Derart wertvolle Archivalien würden daher auch ausschließlich im Magazin aufbewahrt werden, welches nur den Archivaren Froning und Wiemold vorbehalten ist.

Das Herzstück des Magazins sei die Rollregalanlage, die einfachen Zugriff auf Geschers gut sortiertes Gedächtnis ermöglicht und dabei noch Platz für die nächsten 20 bis 30 Jahre biete, so Froning. Auf 480 Metern lagern hier uralte Bücher, Schriftstücke der vergangenen Jahrzehnte und Jahrhunderte, sowie eine lückenlose Sammlung der Tageszeitung von 1970 bis heute. Von 1939 bis 1970 hingegen fehlen noch einige Ausgaben, wie Froning bedauert. „Aber wir hoffen, dass vielleicht noch jemand beim Aufräumen des Dachbodens fündig wird“, so der 33-Jährige.

Viele Bücher und Schriften, die häufig von Schülern für Referate oder von Familienforscher angefragt würden, lagere man jedoch bereits oben im Benutzerraum des Archivs. Außerdem werden den Interessenten nur Originale vorgelegt. Kopien von Gescher betreffenden Archivalien würden im Bistumsarchiv in Münster oder auch im Personenstandsarchiv in Detmold gelagert. Natürlich ist es nicht möglich, jede Rechnung und jeden Lieferschein aufzubewahren, da muss schon eine sorgfältige Auswahl getroffen werden. „Künftige Generationen sollen die Möglichkeit haben, sich ein Bild von unserer Gegenwart zu machen“, beschreibt Andreas Froning das Leitbild, nach dem die Archivalien ausgewählt würden. Daher finden nur fünf Prozent des amtlichen Schriftgutes ihren Weg ins Endarchiv.

In einer Ausstellung im ersten Stock konnten die Besucher neben Notgeldscheinen über 50 Milliarden Mark, die die Inflation von 1923 widerspiegeln, alten Totenzetteln aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert, sowie Alliierten-Propagandaflugblättern aus dem Zweiten Weltkrieg auch neuere Videokassetten von Geschers Rosenmontagsumzügen der vergangenen Jahre besichtigen. Besucherin Christel Domnick ist beeindruckt. „Mich haben die alten originalen Karten von Gescher sehr interessiert, auf denen man sehen kann, wie die eigene Straße früher aussah.“

Das Archiv ist jeden Dienstag und Mittwoch von 9 Uhr bis 12.30 Uhr, donnerstags von 15 bis 18 Uhr und freitags von 18 von 22 Uhr, sowie nach Vereinbarung geöffnet.

[Quelle: AZ-Allgemeine Zeitung, vom 22 · 03 · 09, Ausgabe Gescher]

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