„Hat mir auf dem Herzen gelegen“
„Die Aufarbeitung der Geschichte unseres Hofes hat mir schon lange auf dem Herzen gelegen“, erzählt Roosmann. Seit Jahrzehnten hätten Urkunden und alte Schriftstücke nebst vielen anderen Zeugnissen aus vergangener Zeit in einer „Schatztruhe“ in der Roosmannschen Diele gelegen. Steinalt, keine Frage, und mindestens genauso unlesbar für das moderne Auge. Professionelle Hilfe musste her. Roosmann zog Bernhard Rehring zurate, seines Zeichens Vorstandsmitglied im Heimatverein und Leiter der dortigen Arbeitsgemeinschaft Genealogie und Familienforschung.
Rehring sammelte und ordnete die Dokumentenflut und heraus kamen drei dicke Aktenordner mit Materialien aus sieben Jahrhunderten. Darunter Testamente, Geburtsurkunden, Schuldscheine, Flurbezeichnungen, Totenscheine, Personal- und Militärausweise und vieles mehr. Unter den Dokumenten befand sich auch das „Allerheiligste“, ein Schreiben aus dem Jahr 1309, in dem die Pacht für den Hof Roosmann (damals noch „Roecynk“ genannt) an den die Ländereien besitzenden Stift Metelen unter der Leitung von Äbtissin Oda von Bentheim vertraglich festgelegt wurde - von Roecynk unterschrieben mit drei Kreuzen. „In diesem Schreiben ist die Rede davon, dass das Gehöft bereits unter Oda von Bentheims Vorgängerin, Gertrud II. von Bentheim, also schon im 13. Jahrhundert, existiert hätte. Nur gibt es dafür keinen genauen Beleg, weshalb nun 1309 das offizielle Entstehungsjahr ist“, berichtet Bernhard Rehring.
Übersetzt hat das Schriftstück der Altphilologe Dr. Herbert Sowade in Münster, der sich, so Rehring, „begeistert über den sehr guten Zustand und die Vollständigkeit der Dokumente“ geäußert habe. So war es beispielsweise möglich, einen 18 Generationen zurückreichenden, fast lückenlosen Stammbaum der Familie Roosmann zu rekonstruieren. Ein Umstand, der Hubert Roosmann besonders erfreut hat. Interessant fand Roosmann überdies die Einblicke, die er in das Leben seiner Vorfahren erhalten hat. Und die weiß er auch entsprechend zu deuten: „Das Leben auf dem Hof muss sehr beschwerlich gewesen sein“, betont der pensionierte Landwirt. „Kein Strom, keine Heizung, keine medizinische Versorgung, die hohen Pachtabgaben und nicht zuletzt die Zerstörungen und Plünderungen in den unterschiedlichen Kriegen.“ 1607 haben die Spanier im spanisch-niederländischen Krieg den Hof „bis auf das letzte Huhn“ geplündert, 1941 brannte der Hof nach einem Abwurf von Brandplättchen durch die Alliierten komplett nieder.
Mit seinen 700 Jahren ist der Hof Roosmann zwar einer der ältesten, doch bestimmt nicht der älteste. „Dass der Hof eine durchgehende Tradition und vor allem einen Namen behalten hat, liegt vor allem an der Tatsache, dass die Roosmanns stets einen männlichen Erben hatten. Das war längst nicht überall so“, berichtet Bernhard Rehring.
Durch Rehrings Wirken an der Roosmannschen Familienchronik sind nun auch andere Landwirte hellhörig geworden. Denn bestimmt gibt es noch auf vielen Höfen „Schatztruhen“, in denen bisher verborgenes auf seine Aufarbeitung wartet.
VON WILJO KRECHTING, GRONAU
(Quelle: WN vom 30.01.2009, Ausgabe Kreis Borken/Schöppingen)