Dr. Hendrik Lange untersucht alte Grabplatten und Totenzettel
Alte Steine zum Sprechen bringen
OSTERWICK (leg). In den vergangenen Monaten hat er sich in Osterwick auf Spurensuche begeben. „Die Menschen wollen über ihren Tod hinaus in Erinnerung bleiben und da haben sich im Laufe der Zeit die unter-schiedlichsten Praktiken entwickelt'', erklärt Dr. Hendrik Lange. Der Lehrer aus Coesfeld hat sich dabei mit Totenzetteln und Grabdenkmälern auseinandergesetzt. „Die Totenzettelsammlung des Osterwicker Heimatvereins ist wirklich eine interessante Quelle", erzählt Lange, der an der Gesamtschule Gescher die Fächer katholische Religionslehre und Geschichte unterrichtet.
 
Zusammen mit Robert Sicking, dem stellvertretenden Vorsitzenden des Osterwicker Heimatvereins, hat er die Sammlung untersucht und eine Auswahl aus den Jahren 1825 bis 1928 zusammengestellt. „Uns war wichtig, einen Querschnitt des Bestandes zu zeigen, so deckt die Auswahl nicht nur ein Jahrhundert ab, sondern auch beide Geschlechter und unterschiedliche gesellschaftliche Schichten", führt Dr. Lange, der zudem Impulse und Anregungen für den Religions- und Geschichtsunterricht formuliert hat, aus.
  Dr. Hendrik Lange

Nicht immer besteht ein klarer Bezug zu Osterwick, so findet sich auch ein Totenzettel für den 1878 verstorbenen Papst Pius IX. in der Auswahl. Lange erläutert: „Die kleine Handreichung ist nicht nur interessant für Menschen aus Osterwick, sie regt vielmehr dazu an, zu schauen, was man selbst auch in anderen Orten entdeckt", so der Lokalhistoriker.
 
 
Am Samstag, den 28. Oktober, findet im Coesfelder WBK eine Fachtagung des Kreisheimatvereins Coesfeld mit dem Titel „Glocken - Gräber - Nachbarschaften. Totenbrauchtum und Friedhofskultur im Münsterland" statt. Vereinsmitglied Dr. Lange hält dabei selbst einen Vortrag zum Thema „Toten-gedenken in der materiellen Kultur der Vormoderne. Grabdenkmäler aus dem Kreis Coesfeld". Zuletzt war er daher im ganzen Kreis Coesfeld unterwegs und hat in Kirchen und Museen nach alten Grabsteinen und Grabplatten geforscht.
 

Und in der katholischen Pfarrkirche Ss. Fabian und Sebastian hat er gleich sechs alte Grabplatten entdeckt. Früher diente der Platz um die Kirche als Friedhof, einige Privilegierte wurden sogar in der Kirche bestattet. Beim Umbau der Kirche vor mehr als hundert Jahren entdeckte man im Fußboden diese Grabplatten und brachte sie dann in den Wänden der Seitenschiffe an. Die Platten stammen aus dem 17. und 18. Jahrhundert, neben vier Priestergräbern gibt es zwei Laiengräber. „Beide gehörten wohl eher zu den Wohlhabenden, denn es handelt sich um einen Steuerempfänger und die Frau eines Rentmeisters."
 

Die Inschriften der Grabplatten sind allerdings nur noch in Teilen lesbar und auch die Wappen und Bildelemente haben im Laufe der Zeit sehr gelitten. „Zudem muss man wissen, dass die Katholiken weiterhin die Vulgata nutzten, und nicht die Luther-Bibel auf Deutsch", so der Theologe, der auf einer Grabplatte ein lateinisches Bibelzitat entdeckte. „Andere Wörter, Namen und Jahreszahlen kann man ganz gut lesen, da neben Latein auch Deutsch als Sprache verwandt wurde", so lädt Lange ein, mal selbst genauer hinzuschauen. Alte Steine können so zum Sprechen gebracht werden.
 
Beide Arbeiten von Lange sind im digitalen Heimatarchiv des Heimatvereins Osterwick abrufbar unter > heimatverein-osterwick.de
 
Allgemeine Zeitung Coesfeld 06.09.2023

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