Brasilianischer Fußball-Weltmeisterhat Wurzeln in Südlohn
Manfred Bockenfeld und Knut Reinhardt gelangten über Südlohn und Oeding zum Profifußball. Vor exakt 20 Jahren wurde aufgedeckt, dass ein ganz berühmter Kicker dort Vorfahren hat: Rivaldo.
 
Rivaldo gilt als einer der besten und prägendsten Fußballer seiner Generation. Unvergessen sind bis heute seine Auftritte bei der WM 2002, als er mit fünf Treffern maßgeblich zum WM-Titel der Selecao beitrug. Nach dem Finalsieg gegen Deutschland wurde der Brasilianer in das All-Star-Team des Turniers gewählt.
 
Alfred Efting forschte intensiv in Sachen Auswanderer aus dem Westmünsterland nach Südamerika. Dabei entdeckte der gebürtige Gescheraner auch, dass der brasilianische Ausnahmefußballer Rivaldo Vorfahren in Südlohn hat.  FOTOS BARNEKAMP/DPA
 
Für den heute 51-Jährigen war dieses Endspiel auch eine Begegnung mit seiner Vergangenheit. Denn: Vorfahren hat der Brasilianer auch in Südlohn. Das deckte vor exakt 20 Jahren ein in Gescher geborener Heimat- und Familienforscher auf: Alfred Efting.
 
Rivaldo Vítor Borba Ferreira, so Rivaldos bürgerlicher Name, wurde 1972 in Paulista im Bundesstaat Pernambuco geboren. Mit seinen Eltern und den vier Geschwistern wuchs Rivaldo in einer Favela in ärmlichen Verhältnissen auf. Die wirtschaftliche Not der Familie war so groß, dass er unter Mangelernährung litt, die Auswirkungen auf seine körperliche Entwicklung hatte: Rivaldo verlor mehrere Zähne und hatte eine stark ausgeprägte Varusstellung der Knie („O-Beine“). Diese wurden später sogar zu seinem Markenzeichen.
 
Der Durchbruch gelang Rivaldo mit dem Wechsel zu Corinthians São Paulo, einem der bekanntesten Fußballvereine Brasiliens, für den er 1993 auf Leihbasis spielte. Später lief er rund um die Jahrtausendwende unter anderem für den FC Barcelona und den AC Mailand in Europa auf. Beide zählten zu den größten Klubs dieser Zeit, mit ihnen feierte Rivaldo große Erfolge. Diese besonderen Gene wurde ihm eben auch „aus Südlohn vererbt“.
 
Rückblick ins 19. Jahrhundert: Am 20. März 1839 versucht der Kaufmann Stephan Bröring, in seinem Haus am Oedinger Tor Nr. 66 eine Schenkwirtschaft zu etablieren. Er erhält die Konzession. Der Gasthof sei für Honoratioren angelegt und enthalte neben einem Saale und zwei Fremden- bzw. Gastzimmern sechs Logierstuben.
 
In der Kirchstraße führte einst Stephan Bröring seine Gastwirtschaft, ehe er nach Brasilien auswanderte. Das Haus wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. FOTO SCHLEY
 
So geht es auch aus Recherchen des Gemeindearchivars Ulrich Söbbing hervor. Langfristig blieb dem Schankwirt der Erfolg versagt. Mit einem Gaststättenneubau hatte sich Stephan Bröring finanziell völlig übernommen, er ging Konkurs. In einer Nacht- und Nebelaktion habe er 1860 „sein Bündel gepackt“ und sei nach Brasilien ausgewandert, heißt es. Mitsamt seiner acht Kinder. Eine der Töchter, die damals 13-jährige Maria Mathilde, heiratet später nach Recherchen von Alfred Efting den Brasilianer Joao Fereirra. Ihr Ur-Ur-Enkel hört auf den Namen Rivaldo – ein in Fußballerkreisen klangvoller Name.
 
2003 hatte der gebürtige Gescheraner Alfred Efting diese Verbindung bei seinem Versuch, die Spuren der Auswanderer aus dem Münsterland nach Brasilien wieder sichtbar zu machen, aufgedeckt. Vor rund 160 Jahren suchten viele Westmünsterländer ihr Glück in Südamerika. Als einer der ersten Auswanderer aus Westfalen Richtung Brasilien wurde 1834 Daniel Reesa auch aus Südlohn aktenkundig. Auf rund 8500 wird die Zahl der Auswanderer aus Westfalen nach Südamerika im 19. Jahrhundert geschätzt – relativ wenig im Vergleich zu den gut 200.000 Westfalen, die im gleichen Zeitraum in Nordamerika, dem gelobten Land, ein neues Zuhause fanden.
 
„Das war eine Mordsarbeit“, blickte Efting einst auf die Recherchen im Fall Rivaldo zurück, die ihn bekannt machten. Leider, so Efting, habe sich der brasilianische Fußballstar aber nicht bei ihm gemeldet.
 
Haus wird 1945 zerstört

An die Urahnen des Fußballstars erinnert in Südlohn nur noch eine alte Flurbezeichnung, der „Bröörinks Kamp“. Scheune und Gaststätte, die vom Ur-Ur-Ur-Großvater Rivaldos gebaut wurden, sind 1945 bei einem Bombenangriff zerstört worden. Das Haus hatte 1861 Johann Heinrich Röttger ersteigert, der die Gaststätte weiterführte. Später eröffnete er in den Räumen eine Volksbank und betrieb später auch einen Kolonialwarenladen.
 
Übrigens: Neben dem Oedinger Manfred Bockenfeld (Düsseldorf, Mannheim, Bremen) – seines Zeichens Deutscher Meister 1993 und Europapokalsieger 1992 mit Werder Bremen – gibt es noch einen weiteren erfolgreichen Fußballprofi mit engem Draht nach Südlohn. Knut Reinhardt verbrachte dort einen Großteil seiner Kindheit. Reinhardt gewann unter anderem den UEFA-Cup mit Bayer Leverkusen (1988) und die Champions League mit Borussia Dortmund (1997).
 
Münsterlandzeitung 31.08.2023


 [Rivaldo, geb. 19.04.1972 in Paulista BR /  Weltfußballer des Jahres - seit 2016] 

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