Buchprojekt: Ein Stückchen Heimat wandert mit
Seit gut zwei Jahren arbeitet eine Gruppe junger Leute aus Alstätte an einem besonderen Projekt: Sie erstellt ein Buch über die Geschichte von Brink, Gerwinghook, Besslinghook. Hofchroniken, alte Aufnahmen und Stammbäume werden darin zu finden sein. Inzwischen ist ein Ende absehbar: Anfang des neuen Jahres soll das fertige Werk erscheinen. WN-Redakteurin Anne Alichmann traf eine Vertreterin der Gruppe, Anne Rensing, zum Interview.
Familie Hassels / Franke („Norbe“) aus dem Brink, hinten v. l.: Heinrich Hassels, Maria Hassels, Johannes Hassels, Klara Hassels, Hermann Franke; vorne v. l.: Bernhard Franke, Anna und Bernhard Hassels, Josef Hassels. Foto: privat
Das Ziel rückt immer näher, ihr befindet euch auf den letzten Metern. Wie fühlt sich das an?
Anne Rensing: Es ist natürlich schön, zu sehen, wie das Ganze langsam Gestalt annimmt – und unglaublich erleichternd, zu wissen, dass das Mammutprojekt bald ein hoffentlich gutes Ende nimmt.
Was gilt es denn jetzt noch zu erledigen?
Anne Rensing: Derzeit bearbeitet ein Fachmann die Bilder. Danach werden die Materialien zu jeder Familie in ein Layout eingefügt. Die Sammelphase ist weitgehend beendet, die meisten Familien haben ihre Daten sogar schon zur Korrektur bekommen. Sie durften also schon einen Blick auf das Produkt werfen.
Welche Reaktionen habt ihr da bekommen?
Anne Rensing: Durchweg positive. Natürlich sind uns auch kleine Flüchtigkeitsfehler passiert, aber dafür ist so eine Korrektur ja da. Insgesamt sind die Leute von dem Projekt ziemlich begeistert – von der Art und Weise, wie wir die Familiengeschichte darstellen. Wir haben sogar einige Spenden bekommen.
War das immer schon so, oder waren die Menschen anfangs skeptisch, als ihr auf die Höfe gekommen seid?
Anne Rensing: Es gab natürlich auch Familien, die ausdrücklich nicht in das Buch aufgenommen werden wollten. Das haben wir selbstverständlich respektiert. Aber im Großen und Ganzen wurde uns bereitwillig die Tür geöffnet. Viele wussten erst nicht genau, was wir vorhatten und inwiefern das mit dem Projekt des Schützenvereins kollidiert. Als wir das dann aber erklärt haben, waren alle sehr angetan. Die Haushalte, die wir besucht haben, wollten auch fast alle ein Exemplar abnehmen – ohne zu dem Zeitpunkt schon zu wissen, wie das überhaupt aussehen wird. Ein richtiges Bild machen können sie sich ja erst jetzt, nachdem sie die Seiten gesehen haben.
War es schwierig, an das gewünschte Material zu kommen?
Anne Rensing: Die Familien hatten die Bilderkisten oft schon sortiert, Fotoalben und Totenzettel lagen schon auf dem Tisch. Manche hatten auch eigene Stammbäume parat: Es gibt in vielen Familien jemanden, der sich für Ahnenforschung interessiert und das schon vorangetrieben hat. Die Quellen waren also super, wir sind selten an Grenzen gestoßen.
Gab es bei der Recherche auch Überraschungen?
Anne Rensing: Eins unserer Ziele war ja, die plattdeutschen Namen der Familien zu erklären. Oft stammten die Bezeichnungen noch von anderen Familien, die irgendwann mal auf dem Hof gelebt hatten. Da waren viele doch überrascht über die Herkunft ihres eigenen Namens.
Seid ihr auch auf interessante Anekdoten gestoßen?
Anne Rensing: Ja, auf viele. Da gab es etwa die, wie der Großonkel einst den Papst besuchte oder die, wie der Hund Tabak und Zigaretten über die Grenze schmuggelte. Fast jede Familie hatte da eine kleine Geschichte zu erzählen. Die konnten wir gar nicht alle mit in das Buch aufnehmen.
Das Projekt hat viel Zeit und Mühen gekostet. Habt ihr jemals bereut, dass ihr damit überhaupt angefangen habt?
Anne Rensing: Da wir alle studieren oder berufstätig sind, gab es Phasen, in denen man sich schon gefragt hat, wie man das alles bewerkstelligen soll. Wir wollten ja schließlich auch unsere Deadline einhalten. Trotzdem ist niemand abgesprungen – das sehe ich als gutes Zeichen. Die Gruppe hält nach wie vor zusammen. Wenn wir das Buch am Ende in den Händen halten, wissen wir, dass es sich gelohnt hat.
Wo wirst du dir dein persönliches Exemplar hinstellen?
Anne Rensing: Ich denke, ich werde meines erst einmal mit nach Münster nehmen. Und dann wird es immer mit mir wandern. Da wo ich hingehe, kommt immer ein Stückchen Heimat mit. Von Anne Alichmann
Quelle: http://www.wn.de 08.11.2014