„Zum frommen Andenken an die wohlachtbare Frau“ oder „an die in Gott ruhende“ steht auf den Totenzetteln, die Heinz Hammacher in seiner Sammlung hat. Sorgfältig hat der 61-jährige Werther seit zwei Jahren rund 250 Exemplare eingescannt und die wichtigsten Daten der „Fürbittzettel“ in einer Tabelle erfasst. Seine Ergebnisse sollen anderen Forschern weiterhelfen.

Werther Heinz Hammacher sammelt Totenzettel

Vor allem Totenzettel aus Werth und Isselburg interessieren Heinz Hammacher. Er scannt sie ein und stellt dann die Daten anderen Forschern zur Verfügung.

Heinz Hammacher   Foto: Katja Fischborn

(Foto: Katja Fischborn)

Isselburg-Werth - Die eigene Familiengeschichte verfolgt Heinz Hammacher schon seit über 20 Jahren. „Wenn ich im Ruhestand bin, will ich das intensiver betreiben“, sagt der Realschullehrer. Bis zum Jahr 1740 konnte er seine Linie zurückverfolgen. Der Name Hammacher leitet sich von der Berufsbezeichnung „Hamen-Macher“ ab, auch Sattler genannt. „Aber für mich zählt weniger das Ergebnis als der Weg dorthin“, sagt er. Wer Ahnenforschung betreibt, braucht vor allem Geduld.

Ihn interessieren nicht nur die reinen Daten, sondern vor allem, etwas über den Menschen zu erfahren. Eine Möglichkeit dazu sind die Totenzettel, die vor allem früher recht ausführlich das Leben des Verstorbenen schön formuliert zusammenfassten. So heißt es auf dem Totenzettel von Maria Böggering, geboren 1870 in Heelden, bei ihrem Tod im Jahr 1948: „Die liebe Mutter lebte, betete und arbeitete allzeit treu nach dem erhabenen Vorbild des heiligen Joseph.“ Eine andere Frau lebte „in glücklicher Ehe“ mit einem „Ackerer“. Der Schreiber lobte sie als „musterhafte Frau und ihren Kindern eine sehr sorgsame Mutter“, deren Hand sich um das „Hauswesen und in werktätiger Nächstenliebe“ mühte. Nicht selten starben Ehepartner oder Kinder bereits vorher: „Der Ehe entsprossen 12 Kinder, von denen 8 wie auch der Gatte ihr in die Ewigkeit vorangingen“, heißt es da.
Besonders ausführlich waren die Totenzettel des Klerus wie das Exemplar von Dr. Michael Keller (1896 bis 1961), der Bischof von Münster war: „Infolge des schonungslosen Einsatzes seiner Kräfte wurde unser Bischof allzufrüh ein Opfer seines Hirtenberufes.“

Doch die Gestaltung der Totenzettel hat sich stark geändert, wenn es denn überhaupt noch welche gibt, hat Hammacher bemerkt. Waren sie früher ausführlich und benannten nicht nur Familienstand und Beruf, sondern auch die Mitgliedschaft in Vereinen und schwere Krankheiten, sei er heute froh, wenn außer den Lebensdaten noch etwas daraufstehe. Dafür finde man eher Fotos der Verstorbenen oder moderne Bilder wie eine Ansicht von Werth bei Sonnenuntergang. Ein beliebtes Motiv waren früher Zeichnungen des leidenden Jesus am Kreuz, der Mutter Gottes oder die betenden Hände von Albrecht Dürer.

Zu diesem speziellen Hobby kam Hammacher durch seine Mitgliedschaft in der Arbeitsgemeinschaft Genealogie Westmünsterland, einer Gruppe von Familienforschern, deren Wurzeln oder Forschungsgebiete im Westmünsterland liegen. Gemeinsam sammeln, digitalisieren und tauschen sie Daten aus. Schließlich ist das Wichtigste im Hobby-Forschertum das gute Netzwerk, wenn es etwa um das Übersetzen von Texten aus fremden oder altertümlichen Sprachen geht oder darum, Informationen über die eigene Familie Stück für Stück zusammenzutragen. Rund 75000 Datensätze hat die AG schon vorliegen.

Zwar lebt Hammacher schon seit 1976 in Werth, aber er ist auf Material von anderen angewiesen. Manche bewahren die Totenzettel in der Familienbibel auf, andere haben eine „Schatzkiste“ auf dem Dachboden, weiß Hammacher. Die Zettel gibt er den „Spendern“ zurück, zusätzlich bekommen sie einen Ausdruck ihrer Daten. Wer ihm etwas zur Verfügung stellen möchte, kann sich unter 02873/764 melden. VON KATJA FISCHBORN

www.wmgen.de
www.heinz-hammacher.de

Quelle: Borkener Zeitung 23.03.2010

 

Anmeldung

Wer ist online?

Heute 52

Gestern 144

Woche 668

Monat 293

Insgesamt 477.457

Aktuell sind 10 Gäste und keine Mitglieder online