Mit der Digitalisierung von 10.000 Negativen, die in einem Sonderformat vorliegen, sind die Beteiligten einen entscheidenden Schritt weiter.

Diese Aufnahme des Schlosses, das sich in einem schlechten Zustand befindet, gehört zu den jüngst digitalisierten Fotos. © Gemeinde Raesfeld/Archiv Böckenhoff
RAESFELD. Seit mehreren Jahren arbeiten Ehrenamtliche des Raesfelder Heimatvereins an der Digitalisierung des Archivs von Ignaz Böckenhoff. Bei der Erfassung von Negativen, die mit sechs mal sechs Zentimetern Größe ein Sonderformat haben, hat jetzt eine Fachfirma aus Köln geholfen, da diese mit der vereinseigenen Technik nicht bearbeitet werden können. Vereinsvorsitzender Hans Brune und Karl-Heinz Tünte haben den Zwischenstand des Projekts auf einem Pressetermin vorgestellt.
Neben Tünte und Brune gehören Udo Rößing, Benedikt und Georg Nattefort, Ulrike Nollenberg und Christiane Danblon zur aktuellen Fotogruppe, die sich um das Archiv kümmert. „Die Gemeinde hat eine Wundertüte gekauft“, erinnerte Tünte an die Übernahme des Archivs durch die Kommune im Jahr 1992. Im Lauf der Zeit wurde der Inhalt der Wundertüte immer größer. Denn inzwischen gehen die Beteiligten davon aus, dass der im Jahr 1994 gestorbene Fotograf Böckenhoff einen Fundus von rund 150.000 Bildern hinterlassen hat. Aber der Raesfelder habe sich 1926 mit 15 Jahren schon die erste Plattenkamera gekauft, so Tünte. Das Archiv sei ein „wertvoller Schatz für die Gemeinde“.
Die Ehrenamtlichen der Fotogruppe kümmern sich um die Digitalisierung des Böckenhoff-Archivs. © Rentel
Für Hans Brune sind die frühen Aufnahmen, zu denen auch die Sonderformate gehören, „die besten“. Eine Würdigung seiner Leistung habe Böckenhoff aber nie erlebt, bedauerte er. Um den Fundus zu ordnen, haben die Ehrenamtlichen 30 Themen gebildet, denen die Aufnahmen zugeordnet werden. Ziel des Ganzen: In digitalisierter und geordneter Form sollen die Fotos Teil des Gemeindearchivs werden.
Großes Interesse an den Aufnahmen
Dass das Interesse an den historischen Aufnahmen groß ist, kann der Heimatverein beweisen. Die Reihe „Neues aus Alt-Raesfeld“ besuchen im Jahr 2024 mehr als 250 Besucher. Auch die Idee, ausgewählte Fotos während der Öffnungszeiten des Museums am Schloss auf einem großen Bildschirm zu zeigen, komme gut an, berichtete Brune. Als „hochinteressant“ wertete er die Reaktionen der Betrachter, wenn sie etwa Familienmitglieder wiedersehen. Nach der Digitalisierung kommen die Bilder zum Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) zurück, der sie im Archiv lagert. Bürgermeister Martin Tesing sieht den LWL bei der Thematik „deutschlandweit gut aufgestellt“. Der „Rohdiamant“ des Archivs sei noch nicht zu Ende geschliffen.
Brune erklärte auf Nachfrage, dass noch viel Arbeit vor den Ehrenamtlichen liege. So müssten die soeben digitalisierten Fotos noch bearbeitet werden. Zu den Kosten: Etwa ein Euro werde pro digitalisiertem Bild fällig, so Brune. Auch angesichts dieser Kosten hätten sich die Beteiligten entschieden, die Aufgabe soweit möglich selbst zu bewältigen. Die Digitalisierung der Sonderformate hat 10.000 Euro gekostet, die Gemeinde, Stadtwerke Borken und Sparkassen-Stiftung gemeinsam aufbringen.
„Das ist ein wertvoller Schatz für die Gemeinde.“
~ Karl-Heinz Tünte
Von Andreas Rentel 08.04.2025 / Borkener Zeitung