Eine Frau will mehr


„Lebenslanges Lernen“ – auch das ist eine Devise von Elisabeth Frische Foto: res
Greven -
Zeit ist kostbar für sie. „Ich bin schließlich keine 80 mehr“, begründet die Familienforscherin ihren Drang sich stets auf Neues einlassen zu wollen. Diese Energie kommt dem Heimatverein zu Gute. Dort leitet sie seit Anfang des Jahres den Arbeitskreis Familienforschung.

„Ich bin ja schließlich keine 80 mehr.“ Wer diesen fröhlich im Gespräch transportierten Hinweis für ein in diesem Alter ja durchaus nicht überraschendes ruheständlerisches Bekenntnis hält, ist auf dem Holzweg. 60 Minuten Elisabeth Frische live im Gespräch zeugen vom Gegenteil. Die Frau will mehr. „Die Zeit ist knapp“, schmunzelt die pensionierte Volksschullehrerin, die seit diesem Frühjahr als frischgebackene Leiterin des Arbeitskreises „Familienforschung“ neues Vorstandsmitglied im Heimatverein ist.
Wobei das Wort Leiterin ihr eigentlich gar nicht behagt. Sie möchte viel eher „Ideengeberin oder Koordinatorin“ sein. Sei es drum. „Schlafendes Mitglied“ ist sie schon seit vielen Jahren im Heimatverein. Doch ihr schier unstillbarer Forscherdrang als autodidaktische Genealogin – oder als Laienforscherin, wie sie selbst formuliert – kam bis zum vergangenen Jahr vor allem dem kleinen Örtchen Herzfeld zu Gute. Da, wo die Lippe die Bistümer Paderborn und Münster trennt, wo zudem die kommunale Neugliederung in den 70er Jahren elf selbstständige Örtchen am Reißbrett zum Lippetal formte, erforschte Elisabeth Frische die Familiengeschichte ihres Mannes und gab wichtige Impulse in der regionalen Familienforschung. Weil die couragierte Grevenerin der ständigen Fahrerei ins Lippetal überdrüssig wurde, weckte sie die ruhende Mitgliedschaft beim Grevener Heimatverein. Dort gründete sie 2015 zunächst den „Treffpunkt Familienforschung“. Im Heimatverein stieß sie „auf eine total aktive Gruppe“ und verstand sich von Beginn an als Teil eines Teams.
„Viel Material war da“, allein fehlte der Forscherin der unmittelbare Kontakt zu den Menschen. „Ortsgeschichte ist die Geschichte der Menschen“. Aufbauen kann sie dabei auf wichtigen Werken wie dem „Familienbuch des Kirchspiels Greven“, das die Eheleute Kirschnik in akribischer Arbeit als zweibändiges Werk zusammengestellt haben. Elisabeth Frische aber interessiert vor allem, was hinter den Hausnummern Grevener Häuser passierte.
Insofern passt in ihr Konzept, was Herbert Verlage mit seinem Vortrag „Familienleben im Haus Nr. 32 des Dorfes Greven“ beim nächsten Termin des Arbeitskreises Familienforschung am 5. April in der Alten Post ausbreiten wird (siehe neben stehender Artikel). Für sie ist das ein Beispiel, wie Heimatgeschichte lebendig wird.

Dass die rüstige Frau den Vortrag in eine papierlose Powerpoint-Präsentation transferierte, sei nur am Rande erwähnt. Die heimischen Rechner jedenfalls sind Frisches kleine Helfer. „So unverzichtbar wie Kochlöffel in der Küche,“ kommentiert sie die üblichen Seniorensorgen angesichts unbekannter Computerwelten. Abstürze des EDV-Systems nimmt sie mit der Gelassenheit langer Erfahrungen. „Einfach neu starten, denn zumeist hat sich da irgendwas aufgehängt,“ folgt sie den Lebensweisheiten vieler IT-Spezialisten. Familienforschung und EDV sind übrigen vereint im „Verein für Computer-Genealogie“. Versteht sich, dass die Schwester von Justin Kleinwächter auch in dieser Gemeinschaft zuhause ist.
Die unerschrocken fröhliche Art, sich auf Neues einzulassen, zieht auch Interessierte in ihre Kurse und Angebote beim Heimatverein. Da geht es mal um alte Dokumente aus den Familien-Schatztruhen. „Wir zeigen, wie sie gelesen werden können.“ Oder aber um wichtige Hinweise, wie man den eigenen Ahnen wissenschaftlich auf die Spur kommen kann. Stets ist es vor allem „die Hilfe zur Selbsthilfe“, die sie an dieser Stelle vermitteln möchte.
Nach dem langsamen Antasten an den Heimatverein geht es seit dem 1. Februar im neu formierten Arbeitskreis Familienforschung noch intensiver weiter. Ganz nebenbei arbeitet die Grevenerin auch an einem neuen Buch „über die Grevener Auswanderer.“ Die Einleitung liegt fertig im Rechner. Mit einem Layoutprogramm hat sie sich auch schon die Gestaltung der Buchseiten vorgenommen. Getreu ihrem Motto: „Da sind noch viele Projekte. Die Zeit ist knapp und kostbar.“ Und mit ihrem Alter kokettiert sie übrigens gar nicht: „Baujahr 30“, beantwortet sie die unverschämt direkte Frage des Redakteurs

Von Ulrich Reske

Westfälische Nachrichten / Grevener Zeitung 01.04.2016

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