Ortsfamilienbuch Lüdinghausen beantwortet Fragen zur Ortsgeschichte

Warum wandern alle Kinder einer Familie aus? Warum gehen acht Bauerntöchter zur gleichen Zeit im 19. Jahrhundert nach Wien ins Kloster? Auf solche Fragen stößt Stefan Wiemann bei seiner Arbeit an einem Ortsfamilienbuch für Lüdinghausen, Kreis Coesfeld. Der 27-jährige, gebürtige Lüdinghauser beschäftigte sich bereits in seiner Schulzeit mit der Ahnenforschung. „Ich fand Geschichten von früher schon immer spannend und wollte einfach mehr herausfinden. Für mich ist die Ahnenforschung wie eine Kriminalgeschichte, die man rekonstruiert, aber mit der man nie fertig wird“, beschreibt der Diplom Kaufmann sein Hobby.

Seit zehn Jahren beschäftigt er sich mit der eigenen Familiengeschichte. Doch nach vielen Stunden Archivarbeit, dem Studieren von Hofakten und Kirchenbüchern war die Geschichte der eigenen Ahnen weitestgehend erforscht. „Bei manchen Familienzweigen habe ich Daten bis 1650, davor ist es sehr schwierig etwas herauszufinden, da Hofakten oft nicht mehr vorhanden sind“, erklärt Wiemann. Etwa ab Mitte des 17. Jahrhunderts gab es Kirchenbücher, in denen Taufen, Hochzeiten und Todesfälle verzeichnet wurden. Die Kirchenbücher sind zumeist die erste Informationsquelle für Ahnenforscher. Doch einfach ist es nicht, Daten aus den Büchern zu gewinnen, wobei die Sütterlinschrift wohl das kleinste Problem ist. „Je nachdem wie genau der Pastor seine Aufgabe genommen hat, können beispielsweise die Altersangaben einer Person bei der Heirat auf den Tag genau stimmen oder auch mal vier bis fünf Jahre abweichen. Wenn ich also die Eltern von jemandem suche, muss ich teilweise die Kirchenbücher aus mehreren Jahren lesen, um die Taufe zu finden. Dort sind die Eltern mit eingetragen“, weist der junge Ahnenforscher auf eine Schwierigkeit hin. Eine weitere sei, dass die Pastoren es mit den Vornamen teilweise nicht ganz so genau nahmen. Aus einer Elisabeth konnte in den Kirchenbüchern schon mal eine Anna oder eine Maria werden. Rätselraten und -lösen gehört also bei der Ahnenforschung dazu.


Nachdem Stefan Wiemann die eigene Familiengeschichte erforscht hatte, interessierten ihn verschiedene Hofstellen in Lüdinghausen. Und so machte er sich daran, die Historie weiterer Lüdinghauser zu durchleuchten. Aus dem Hobby wurde Leidenschaft, und mittlerweile arbeitet er auf Hochtouren an einem Ortsfamilienbuch. In diesem sind bislang familiäre Zusammenhänge ab circa 1820 zu finden. In der Stadt wohnhafte Familien sind nach Familiennamen sortiert, in den Bauerschaften ist die Familiengeschichte nach Hof und Generation geordnet. Zu jeder Familie sind Informationen zu den Familienmitgliedern, wie dem Berufsstand oder dem Verbleib der Kinder zu finden. „Die Lebensgeschichte hinter den einzelnen Namen finde ich besonders spannend“, erklärt der junge Betriebswirt.

Seine tausendseitige Arbeit umfasst bislang etwa die Jahre 1820 bis 1875 beziehungsweise 1900 und so kommt Wiemann auf derzeit etwa 10 000 Personen, die in dem Buch aufgeführt werden. „Pro Jahr kann man etwa 120 Todesfälle und genauso viele Geburten rechnen und dazu kommen noch Auswärtige, die sich hier eingeheiratet haben oder nach Lüdinghausen gezogen sind“, erklärt er die Zahl.

Bei seiner Arbeit helfen ihm Daten aus dem Personenstandsarchiv in Detmold. Der in Velen Ansässige macht aus den digitalisierten Akten übersichtliche Tabellen, um dem Vergessen von Familiengeschichte vorzubeugen. „Das mache ich ehrenamtlich, aber für meine Arbeit an dem Buch ist das sehr hilfreich“, gibt Wiemann Aufschluss. Wie viele Stunden er schon an dem Ortsfamilienbuch gesessen hat, kann er nicht sagen. Sicher sei jedoch, dass schon einige Wochenenden investiert wurden. Und dies wird auch in Zukunft so sein, denn für die Arbeit an einem druck­fähigen Ortsfamilien- und Häuserbuch plant er noch mehrere Jahre ein.

Stefan Wiemann gibt Interessierten Auskunft und freut sich über Unterstützung für das Buch in Form von Dokumenten oder Bildern. Unter 02863 3790271 ist er abends zu erreichen oder per E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein..

Quelle: BBV - 10.Jan.2011

 

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