(APPEN) Der Appener Heimatverein zeigt in einer Foto-Schau Porträts und Gruppenbilder. Nun suchen die Historiker nach Bürgern, die sich an die Abgebildeten erinnern und sie zuordnen können.

Die beiden jungen Frauen kokettieren mit der Kamera: Das Duo auf der ver blichenen Schwarz-Weiß-Fotografie wirkt zupackend und burschikos, es präsentiert Dandy-Look vom Lande mit tief ins Gesicht gezogenen Schiebermützen und Karo-Hemden. Das Bild ist alt, vermutlich wurde es kurz nach dem Zweiten Weltkrieg aufgenommen. Helga Koopmann und Waltraud Kröger heißen die Abgebildeten, sie stammen aus Appen. Dass Wolfgang Decker vom Heimatverein ihre Identitäten kennt, verdankt er einer aufwändigen Suchaktion, die er und seine Mitstreiter initiiert haben - und bei der etliche Appener mitgeholfen haben.

Unter dem Titel "Wer kennt die Namen dieser Personen?" hatten die Hobby-Historiker eine Sonderausstellung auf der Grootdeel des Bürgerhauses organisiert. Sie pinnten 51 Motive an drei Stellwände und zeigten sie auf der Grootdeel des Bürgerhauses. Die Fotos stammen aus Nachlässen, die Erben dem Verein geschenkt haben. "Allemal besser, als die Sachen einfach wegzuwerfen", sagt Deckers Mitstreiter Heinz Reinholdt.  


Eine regelrechte Puzzlearbeit

Für die Ausstellung hatte Kollege Ewald Bremer die schönsten Fotografien auf DIN-A-5-Format vergrößert und katalogisiert. Eine Puzzlearbeit, und nur "ein kleiner Teil. Vieles lagert noch in Kartons. Um alles zu sortieren, brauchen wir bestimmt noch 200 Jahre", sagt Dreilich mit einem Schmunzeln.
Doch die Aktiven hatten darauf gesetzt, dass Vorbereitung und Schau sie ihren beiden wichtigsten Zielen näher bringen würden: Der Nachwelt einen Überblick über die Dorfgeschichte zu hinterlassen - und die Bürger zum "Wer-kennt-wen"-Quiz zu animieren. Mit Erfolg. Etwa 150 Appener stöberten auf dem Flohmarkt der Erinnerungen, besahen sich Bilder von mit Orden behängten Offizieren aus dem Ersten Weltkrieg und properen Damen mit Gouvernantenblick. "Die Schau war ein Riesenerfolg", erinnert sich Dreilich. Die Menschen - gerade die Älteren - hätten sich vor den Bildern gedrängt.
 

Heraus aus der Anonymität

Das wichtigste Anliegen bei der ehrenamtlichen Ahnenforschung war Dreilich und den Helfern, die Abgebildeten aus der Anonymität zu holen. "Wir haben versucht, den Menschen ihren Namen wiederzugeben", sagt Decker. Dabei wollten ihm viele Besucher spontan helfen. Von 51 gezeigten Personen konnten sie laut Decker 19 sofort mit Vor-, Geburts- und Familiennamen, Wohnort und Alter des Fotos identifizieren. Kahland, Pein, Rawe - manche Namen, die seit der Ausstellung Deckers abgegriffene Kladde füllen, wiederholen sich, wie ewig gültige Referenzen für die Dorfgeschichte.

Das Wissen der Bürger ist für den Heimatverein eine Informationsquelle, die aus Sicht der Historiker langfristig zu versiegen droht: "Die Jugend interessiert sich für die Dorfgeschichte noch zu wenig", hat Decker festgestellt. Doch vielleicht erwache auch bei jüngeren Generationen den Forscherdrang nach den eigenen Wurzeln - und dann sei die Sammlung eine wertvolle Hilfe. "Was wir erfahren können, solange wir noch leben, bleibt so bewahrt", sagt er.

Deswegen werden Heimatvereins-Chef Dreilich und seine Mitstreiter auch künftig montags von 10 bis 12 Uhr im Obergeschoss des Bauhofs an der Gärtnerstraße auf Spurensuche gehen. Dort ist die Foto-Sammlung künftig zu bewundern. Dreilich ist froh über jeden, der mithilft. Wie neulich: "Ick heff ok noch'n schönes Album to Huus, kiekt mol", habe eine Besucherin zu ihm gesagt.

Quelle: Barmstedter Zeitung, 19. Mai 2009 | 00:10 Uhr | von Natalie Kordowski
[http://www.barmstedter-zeitung.de/home/top-thema/article//wer-kennt-wen-aus-alten-zeiten.html]

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