
Der neue Stadtarchivar Torben Peinemann (l.). Jeweils mit einer halben Stelle arbeitet er im Velener und im Gescheraner Archiv. Er will die Archivarbeit künftig sichtbarer machen. Elvira Meisel-Kemper
VELEN/GESCHER. Viele Menschen interessieren sich nicht für Geschichte. Sie verbinden das mit trockenem Sichten von alten Papieren. Nicht so Torben Peinemann (22 Jahre) aus Borken. Seit dem 1. September 2025 besetzt er mit halber Stelle den Posten des Stadtarchivars für Gescher. Mit der anderen Hälfte seiner Stelle betreut er den Archivbestand der Stadt Velen.
„Das geschichtliche Interesse war immer da. In der zehnten Klasse auf dem Gymnasium in Mariengarden habe ich ein Praktikum gemacht bei Thomas Hacker im Stadtarchiv in Borken“, so Peinemann. Angedacht war nach dem Abitur eventuell ein Geschichtsstudium für das Lehramt. „Dann schrieb der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) eine Ausbildung zum Archivar aus für den freien Markt. Kurz nachdem meine Bewerbung dafür angenommen worden war, kam die Zusage der Stadt Gescher, den seit 2020 vakanten Posten des Stadtarchivars nach Abschluss meiner Ausbildung zu erhalten. Da war die Entscheidung für diesen Weg gefallen“, so Peinemann. Erst später klärte ihn Kerstin Uphues, damalige 1. Beigeordnete der Stadt Gescher, auf, dass es in Gescher nur um eine halbe Stelle gehe, verbunden mit dem Vorschlag, die andere halbe Stelle im Archiv in Velen anzutreten.
Am 1. September 2022 begann Peinemanns zweijährige duale Ausbildung zum Diplom-Archivar am LWL-Archivamt für Westfalen. Mal war er an der Hochschule für Polizei und Verwaltung in Münster zur Theorie, dann in der Praxisphase am LWL-Archivamt, im Stadtarchiv in Gescher und im Archiv des Bistums Münster. Die letzten anderthalb Jahre bis zum Abschluss im August 2025 studierte Peinemann an der Hochschule für Archivwissenschaften in Marburg.
„Ich finde es einfach spannend, was vor der Tür an Geschichte da ist. Die große Geschichte schlägt sich in den kleinen Ereignissen vor Ort nieder. Die meisten Leute, die ins Archiv kommen, fragen nach ihrer Familiengeschichte. Das interessiert mich auch. Außerdem gibt es viele Verbindungen zwischen Velen und Gescher“, fasste Peinemann sein Interesse für diesen Beruf zusammen.
Noch arbeitet er sich ein, aber ganz konkrete Ziele für beide Archive hat er schon vor Augen: „Das Archiv in Gescher möchte ich auf den neuesten Stand bringen. Da ist viel liegengeblieben. Vor allem möchte ich die Digitalisierung vorantreiben. In Velen ist man da schon weiter, dank der Mitarbeiterin Natalia Litke. Ich möchte auch Förderprogramme mehr nutzen, um die Archivalien besser erhalten zu können. Außerdem ist mir die Kooperation mit den Heimatvereinen und den Einwohnern sehr wichtig.“
Peinemann möchte die Archivarbeit auch sichtbar machen. Vor einigen Tagen ergänzte er zum Beispiel die Vorführung des Ostpreußenfilms im Theater- und Konzertsaal in Gescher mit einem Archivstand. Meldekarten und Unterlagen von Flüchtlingen, die nach 1945 in Gescher und Hochmoor heimisch wurden, hatte er dazu aus dem Gescheraner Archiv mitgebracht.
An jedem Freitag ab 18 Uhr trifft sich der Archivkreis um den ehemaligen Stadtarchivar Willi Wiemold im Rathaus in Gescher.
Das Stadtarchiv Gescher im Rathaus in Gescher ist unter Tel. 02542/60160 erreichbar, das Stadtarchiv Velen im Rathaus in Velen unter Tel. 02863/926207.
Von Elvira Meisel-Kemper
Borkener Zeitung 21 Oktober 2025
 
                                        

