
Darin hat der heute 27 -jährige die inoffiziellen Familiennamen in Alstätte untersucht. Im Interwiew mit Redakteurin Maraike Meiring erklärt er, wie solche Namen entstanden sind, warum sie auch heutzutage noch viele Alstätter nutzen und ob Alstätte damit eine Besonderheit darstellt.
Zunächst ist es wichtig, die Arten von Familiennamen zu definieren. Dabei gibt es jene, die aus Rufnamen entstanden sind, oder jene, die auf die Herkunft, die Wohnstätte, den Beruf oder eine sonstige Eigenschaft des Trägers verweisen. Fast all solche Typen habe ich auch bei den inoffiziellen Familiennamen gefunden, etwa „Gerwer“ in der Gruppe der Rufnamen oder „Buurs“ in der Gruppe der Berufsbezeichnungen. Das besondere bei den inoffiziellen Familiennamen sind aber zwei Gruppen von Namen, die es unter den offiziellen Familiennamen gar nicht gibt. Zum einen zusammengesetzte Namen, die Rufnamen enthalten, zum Beispiel „Kockbernd“. Und zum anderen zusammengesetzte Namen, die einen Bauern näher bezeichnen, zum Beispiel „Kottebuur“.
Generell dienen Familiennamen der Unterscheidung von Menschen. Und diese Funktion erfüllen die inoffiziellen Familiennamen häufig besser als die offiziellen: Ich habe zum Beispiel in meiner Untersuchung acht Mal den offiziellen Namen Gerwing entdeckt, zudem habe ich aber sieben inoffizielle Familiennamen gefunden, etwa Wulf, Schniederbernd oder Poll. So können die Namen dazu beitragen, die Gerwings zu unterscheiden.Zudem hängen die inoffiziellen Familiennamen oft auch mit den Hofnamen zusammen, sodass sie auch die Herkunft eines Familienzweiges anzeigen können.

Das ist historisch gar nicht so leicht zu klären. Es ist wie die Frage mit der Henne und dem Ei: Gab es zuerst inoffizielle Beinamen, die auf die Höfe übergegangen sind, oder gab es zuerst Bezeichnungen von Höfen, die dann auf die inoffiziellen Nachnamen der Leute übergegangen sind? Heute kann man feststellen, dass es beides gibt: inoffizielle Familiennamen, die im mündlichen Kontext neu entstanden sind. Aber auch jene, die sich aus bestehenden Hofnamen gebildet haben.
Sind es denn vor allem ältere Menschen, die die inoffiziellen Namen benutzen?
Zumindest zeigt so ein Namenssystem an, wer sich im Dorf auskennt und dort schon lange wohnt.
Die Namen entstanden etwa bis ins späte 19. Jahrhundert, seitdem sind sie – so zumindest das Ergebnis meiner Forschung – nicht neu gebildet, sondern vererbt worden. Ob das in Zukunft noch so weitergehen wird, hängt zum einen davon ab, ob sich die Struktur des Dorfes und der Einwohnerschaft verändert. Zum anderen davon, ob die plattdeutsche Mundart weiter im Dorf existiert. Denn damit hängen viele der Namen zusammen.
Ich nehme wahr, dass viele Bürger inoffizielle Namen häufig dann verwenden, wenn sie miteinander Plattdeutsch sprechen. Und es lässt sich in vielen Ortschaften beobachten, dass mit dem Verschwinden des Plattdeutschen auch die inoffiziellen Familiennamen verschwunden sind.
Es gibt schon noch andere Orte, in denen dieses Phänomen vorkommt, etwa im übrigen Münsterland wie auch im Emsland und am Niederrhein. Aber nur in wenigen Fällen hat sich dieses Phänomen bis heute erhalten. Und es wird immer seltener. Von daher ist Alstätte in dieser Hinsicht durchaus etwa Besonderes.
Münsterlandzeitung - Ahaus, Freitag 17.August 2018


