Nachfahren des Auswanderers Heinrich Johann Siemen besuchten die alte Heimat
WESEKE. „Happy birthday, Henry!“ Mit Kaffee und deutschem Bier stießen am Samstag der Bocholter Heinrich Siemen und sein Namensvetter aus Gemen mit Verwandten aus den USA auf den 160. Geburtstag ihres Verwandten Heinrich Johann Siemen an.

Ohne eine Suchanfrage von Kathy Siemen, die diese bereits vor sieben Jahren ins Internet stellte, wäre der gemeinsame Geburtstagsgruß eigentlich überhaupt nicht möglich gewesen. „Vor zwei Jahren erst fand ich ihre Anfrage“, erzählte Heinrich Siemen aus Bocholt. „Ich wusste, dass Heinrich Johann als einer von drei Brüdern 1870/71 in die USA ging, mehr war mir aber nicht bekannt.“ Die Armut trieb die Weseker in der Zeit des Deutsch-Französischen Krieges, wie hunderttausende deutscher Auswanderer auch, in die USA.

Die Familie Siemen bewohnte in Weseke einen Kötterhof, sie waren zugleich Knechte des Hofes Heling. Von der Auswanderung versprachen sie sich neue Möglichkeiten und ein besseres Leben – und fanden nach längerer Suche ihr Glück. 1873 heiratete Heinrich Johann Siemen in Cleveland (Ohio) Rosina Heistermann, aus dieser Ehe gingen acht Kinder hervor. Später übersiedelten sie nach Michigan an die kanadische Grenze, unweit der Great Lakes. „Dort hatten sie mehr Möglichkeiten Ackerbau zu betreiben“, erklärte Pauline Browne, eine geborene Siemen. Die etwa 32 Hektar Land werden auch heute noch von Nachfahren des Auswanderers bewirtschaftet.

1000 Nachfahren

Für die neun Familienmitglieder der Großfamilie Siemen, die mittlerweile weit über 1000 Nachfahren umfasst, war die Reise auf den Spuren ihrer Urgroßväter eine mit vielen Überraschungen. Fünf Tage lang erkundeten sie die Bücherstadt Bredevoort, das nahe Winterswijk, die Burg Gemen und besuchten alte Höfe um Weseke. „Auf allen mit der Familie verbundenen Höfen wie Heling, Heistermann oder Verdirk wurden wir sehr gastfreundlich empfangen“, sagte Heinrich Siemen.

Erstaunt waren die Gäste über die Landschaft. „Das Klima, die Blumen, Bäume und der Boden gleichen sich“, berichtete Pauline Browne. „Ein Unterschied ist, dass es bei uns weniger deutsches Bier und Schnitzel gibt“, lachte John Raymond Baneicke.

Den Abschluss bildete am Samstagabend ein gemeinsamer Gottesdienst in der Weseker St.-Ludgerus-Kirche sowie ein Familientreffen im Gasthof Enning. „Es ist unglaublich, was uns hier geboten wurde“, sagte Jerry Essenmacher. Für alle Beteiligten war es weit mehr als nur eine Reise in die Geschichte – es war die Wiedervereinigung einer Familie.
Thomas Hacker

MLZ-Foto Hacker
Beim Familientreffen interessieren sich die Besucher für die Landwirtschaft in früheren Zeiten (vl): Pauline (Siemen) Browne, Heinrich Siemen, Heinrich Siemen, Nancy Baneicke, John Raymond Baneicke, Jerry Essenmacher, Kathy Siemen und Jerry Siemen. Es fehlen Daniel Siemen mit Ehefrau Sarah und Sohn Evan.    MLZ-Foto Hacker


Münsterland Zeitung 06.05.2014

Anmeldung

Wer ist online?

Heute 24

Gestern 94

Woche 467

Monat 940

Insgesamt 478.104

Aktuell sind 18 Gäste und keine Mitglieder online