Westkirchen (ste) - Sie war eine Hochwohlgeborene, lebte aber fromm und anspruchslos als Mutter der Armen. Das verrät der Totenzettel von Maria Theresia Freifräulein Heereman von Zundwyck. Er stammt von Mai 1848 und gehört zu rund 1000 Totenzetteln im Dorfarchiv Westkirchen.

Sie alle lassen spannende Schlüsse auf das Leben früherer Generationen zu. „Die Zettel wurden nach der Beerdigung verteilt“, erklärt Bernhard Schulte, Vorsitzender des Archivs. „Das wird auch heute noch gemacht. Aber früher gaben die Zettel mehr über die Verstorbenen preis.“ Während heute neben Geburts- und Sterbedatum einige Verse auf den Totenzetteln stehen, wurden früher lange Texte verfasst. So ist über das Freifräulein Maria Theresia zu lesen, dass sie als Stiftsdame „leutselig und teilnehmend gegen Jedermann“ war. Und dass sie morgens gegen halb 4 Uhr so sanft und ruhig verstarb, wie sie gelebt hatte, im Alter von 64 Jahren.

 Der älteste Totenzettel in der Sammlung des Archivs ist von 1839. Die Daten verraten, wer in Westkirchen gelebt hat, und wer außerhalb des Dorfs Familie hatte. „Das ist das Spannende daran“, erklärt der Vorsitzende. Die Mitglieder des Archivs helfen Interessierten bei ihrer Ahnenforschung. Sie erhalten Anfragen aus dem europäischen Ausland, aber auch von Menschen in den USA und Kanada. „Einige Westkirchener sind ausgewandert“, sagt Bernhard Schulte. Den Nachkommen, die etwas über ihre Vorfahren wissen wollen, kann das Archiv einiges bieten. Die Totenzettel werden im Computer erfasst und Stammbäumen zugeordnet. „Der Rechner verknüpft so mehrere Generationen – Sohn, Vater und Großvater.“

Foto: www.die-glocke.de

Schon kurz nach der Gründung des Archivs 1985 fingen die Mitglieder an, Totenzettel zu sammeln. „Wir sind von Haus zu Haus gegangen und haben gefragt“, berichtet Bernhard Schulte. „Viele Menschen geben auch bei uns ab, was sie auf dem Dachboden gefunden haben.“ Nicht allen Dokumenten ist es dort gut ergangen. „So sieht es aus, wenn das Papier feucht geworden ist“, erklärt Bernhard Schulte und zeigt einen Totenzettel, dessen Ränder aussehen, als hätte jemand hineingebissen. „Feuchtigkeit ist für Papier besonders schädlich“, betont der Vorsitzende, der auch Bücher restauriert. Im Dorfarchiv sorgen deshalb Entfeuchtungsgeräte dafür, dass die Luft nur 30 Prozent Feuchtigkeit enthält – in Wohnräumen ist der doppelte Wert normal.

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