Das neue Wappenmuseum in der Burg Linz ist ein Fundus für Heraldiker und Familienforscher - Dessen Leiter Günter Kleinhenz hat bereits 800 Millionen Familiennamen auf Mikrofilm erfasst (Von Horst-Dieter Küsters)

Linz. "Wer weiß, was der im Schilde führt?" Dieses geflügelte Wort hat seinen Ursprung im frühen Mittelalter - und war damals sehr wörtlich zu nehmen. Auf gut 200 Schritt erkannt zu haben, welches Zeichen der andere Adlige in seinem Schild führte, gab Aufschluss über Belagerung oder freundschaftlichen Besuch, über Feind oder Freund und damit oft über Leben und Tod. Diesen Fragen geht das einzige europäische Wappenmuseum nach, das nun in die Burg Linz eingezogen ist.

"Ich wollte schon immer meine Sammlung in einem historischen Gebäude unterbringen, und da ist die alte Zollburg des Kurfürsten von Köln natürlich ideal", freut sich Günter Kleinhenz, Leiter des Familienunternehmens. Jüngst ist er mit seinen Schätzen aus Grafenried im Bayerischen Wald an den Rhein übergesiedelt. Seine Besucher dort habe er gebeten, ihn zu informieren, wenn sie Räume in einem Schloss oder einer Burg kennen. "Und die Linzer, die uns fast jedes Jahr besucht haben, haben ihr Versprechen wahr gemacht haben", berichtet der 67-Jährige.

Mehr als 2,5 Millionen Wappennachweise sowie ein großer Teil der 3 000 Originalhandschriften und der 2 500 Bücher, die Kleinhenz gesammelt hat, sind dort nun untergebracht. Und jede Menge Wappen. Darüber hinaus besitzt der Museumsleiter uralte Pergament-Urkunden von Kaisern und Königen über Wappenerhebungen, Turnierbücher, Petschaften, Handsiegel und Siegelringe. "Bereits ab dem 13. Jahrhundert wurden auch Bürgerliche durch Hauszeichen und Familienwappen aus der Masse herausgehoben."

Zwar hätten Feuerwaffen den Untergang der Heraldik, wie die Wappenkunde nach den Herolden heißt, eingeläutet, Wappen aber  habe es aber weiter gegeben. Dabei habe die künstlerische Freiheit der Wappenmaler zugenommen, der Aufbau aber sei geblieben. Über dem Schild mit der Figur thront der "Kübelhelm", unter dem die Helmdecke hervorquillt. Helmkrone und Helmzier bilden den obersten Abschluss. Wer hinter Kleinhenz einen "vertrockneten" Historiker vermutet, wird eines Besseren belehrt. Als Bass-Bariton hat er an der
Seite von Kammersänger Karl Ridderbusch Werke von Mozart, Wagner und anderen gesungen.

"Die Heraldik und die Ahnenforschung waren schon während meines Studiums in Salzburg mein Steckenpferd." Und aus dem "Hobby  ist eine Krankheit geworden, von der auch unser Sohn infiziert worden ist", fügt seine Frau Else lächelnd hinzu, ihr Engagement dabei bescheiden verschweigend. In den vergangenen drei Jahren hat Kleinhenz gut 800 Millionen Familiennamen allein aus Kirchenbüchern auf Mikrofilm gebannt. Eine Digitalisierung soll folgen, so dass ein Pool mit fünf Milliarden Daten aufgebaut wird. Kleinhenz: "Wenn Sie ein
normales Namensregister einsehen, stehen hunderte von Namen unter dem Hauptnamen, die sie über die herkömmlichen Digitalarchive nicht erfassen können. Diese Lücke möchte ich schließen."

Schon jetzt ist er bei der Ahnenforschung behilflich. "Das ist nicht nur in den USA der Volkssport Nummer 1, wo fast 25 Millionen Deutschstämmige nach ihren Wurzeln forschen." Auch in Deutschland nehme das Interesse zu. Und nur er habe alle Unterlagen, um einen Stammbaum nahezu lückenlos und vor allem seriös zu rekonstruieren. "Das Wappenmuseum ist wirklich etwa Einmaliges", sagte Oliver Krings, Sohn des Besitzers der Linzer Burg. Das Museum, die Folterkammer und die römische Glashütte böten gemeinsam "lebendige Geschichte".

 

Quelle: Bonner Generalanzeiger, Artikel vom 11.06.2005

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