Spuren einer alten Bauernsippe gefolgt
LOBMACHTERSEN. "Die Probst – eine bäuerliche Lehnsmannsippe in Lobmachtersen" – so heißt das neue Buch von Friedrich-Karl
Krentel. Nach umfangreichen Recherchen veröffentliche der Familienforscher das Werk jüngst als Jahresgabe des Niedersächsischen Landesvereins für Familienkunde.
Als der heute 77-Jährige vor 40 Jahren mit dem Aufstellen seiner eigenen Ahnenliste begann, stieß er mehrfach auf den Namen Probst aus Lobmachtersen. Der interessierte ihn dermaßen, dass er dieser Familie besonderes Augenmerk widmete. Doch erst vor zwei Jahren fand der pensionierte Leiter des Gewerbeaufsichtsdezernats in der Bezirksregierung Hannover die Zeit, seine Nachforschungen auszudehnen. Im Staatsarchiv Wolfenbüttel wälzte er uralte Kirchenbücher und durchstöberte das dort ebenfalls aufbewahrte Archiv der Herren von Wallmoden. Dieses Adelsgeschlecht war damals Lehnsherr des Hofes Probst. Abgeliefert hat Krentel schließlich ein 250 Seiten starkes Buch, in dem er anschaulich und für jedermann leicht nachvollziehbar die Geschichte dieser Bauernsippe akribisch beschreibt. Seine Aufzeichnungen beginnen 1548 und enden zwangsläufig 1875. In jenem Jahr nahmen im deutschen Reich die Standesämter ihre Tätigkeit auf, und deren Archive unterliegen dem Datenschutz.
Der Diplom-Ingenieur: "In ihrer Blütezeit besaß die Familie Probst in Lobmachtersen einen Sattelhof, acht Kothöfe sowie acht Hufen Land und die Schäferei." Dies sei für damalige Verhältnisse ein ansehnlicher Besitz gewesen, etwa vergleichbar mit dem früherer Gutsherren. Aber der Autor macht in seinem Werk auch deutlich, wie schwer es die Landwirte nach dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) bis zur Ablösung der bäuerlichen Lasten gegen Mitte des 19. Jahrhunderts hatten. "Ein gut geführter Ackerhof durchschnittlicher Größe erbrachte jährlich einen Rohertrag von 631 Talern. Davon verblieben dem Betreiber gerade mal 151 Taler", nennt Krentel ein Beispiel. Sein Buch vermittelt ferner Einblicke in damalige Ehe- und Altenteil-Verträge sowie in das Lehnswesen. So standen seinerzeit die Lehnsnehmer (Vasallen) nach ihrem Treueschwur in besonderer Abhängigkeit zu den Lehnsgebern, also den Landeigentümern. Schließlich werden auf etwa 70 Seiten alle Mitglieder der Familien Probst von 1630 bis 1875 genannt. Aus diesen Angaben lassen sich mit Hilfe der Anleitung Ahnenlisten der jeweiligen Familien (Genealogie) aufstellen. Mit dieser Arbeit legt Krentel bereits sein drittes Buch familiengeschichtlichen Inhalts vor. Unter dem Titel "Gustedt
1642-1875" erschien 1989 ein Höfe- und Ortssippenbuch, dem 2000 das "Ortsfamilienbuch Groß und Klein Elbe 1709-1875 mit Höfe- und Häuserbuch" folgte. Alle drei Bücher können gekauft werden (siehe Kontakt). Der Verfasser ist langjähriges Mitglied im Niedersächsischen Landesverein für Familienkunde, dem insgesamt rund 500 Personen angehören. 1928 in Quedlinburg geboren, zog Friedrich-Karl Krentel 1945 nach Gustedt, in den Wohnort seiner Großeltern. Nach Abitur (1949) und Studium an der Bergakademie Clausthal trat er 1958 in den niedersächsischen Gewerbeaufsichtsdienst ein. Als Leitender Gewerbedirektor ging er 1991 in den Ruhestand.
Quelle: Braunschweiger Zeitung vom 12.01.2006