Jahrzehntelang forschen - und dann geht alles verloren
Jahrzehntelang nach den Vorfahren forschen – und dann geht alles verloren? Traurig, aber gar nicht so unwahrscheinlich, wenn man sich die Ergebnisse einer Umfrage der Redaktion des Magazins COMPUTERGENEALOGIE zum genealogischen Nachlass anschaut.
 
Auch von den Älteren hatte sich ein großer Teil noch keine Gedanken gemacht über ihren genealogischen Nachlass, oder zumindest nicht für alle Forschungsgebiete bzw. Familienzweige. Und das gilt gleichermaßen für die „Hardware“, also Dokumente auf Papier, wie auch für alles Digitale.
Also die auf dem eigenen PC erfassten Daten und Texte ebenso wie die in Genealogie-Portalen veröffentlichten.
 
Und nicht nur das: Ein Großteil derjenigen, die solche Portale nutzen, wissen gar nicht, was mit den Daten nach ihrem Tod geschieht. Und man muss wohl davon ausgehen, dass ihre Erben das noch viel weniger wissen (viele Erben werden womöglich auch gar nicht wissen, dass es diese Online-Daten gibt).
 
Man kann sich vielleicht auch vorstellen, dass manche Familienmitglieder zu oft beim Geburtstagskaffee mit den Augen gerollt haben, wenn Opa von den Ahnen erzählt hat. So kommt es auch nicht zum Gespräch über das, was sich so im Lauf der Forscherjahre ansammelt – und dass das für andere wertvoll sein kann.
Egal ob Urkunden, also Unikate, oder die Früchte langjähriger Recherchen in Form von Daten, gesammelten Fotos oder familienhistorischen Texten.
 
SOS genealogischer Nachlass – das steht für: Sortieren, Organisieren, Sprechen!
Sortieren Sie Ihre analogen und digitalen Daten, egal ob Texte, Fotos oder Daten.
Organisieren Sie, wer was bekommen soll, wenn Sie nicht mehr forschen können oder wollen, oder nach Ihrem Tod. Informieren Sie sich über die Regelungen der Datenbanken und Portale, in denen Sie Daten veröffentlicht haben und überlegen Sie, wer sich darum kümmern könnte.
Auch ein „Vorlass“ ist möglich! Also die gezielte Übergabe an Erben oder Vertraute zu Lebzeiten. Dann ist auch der dritte Punkt besonders einfach:
 
Sprechen Sie mit den Erben oder Vertrauten über Ihren Nachlass! Dann merken Sie, wer interessiert ist – und wo beim ersten „S“ noch Nachholbedarf besteht. Erklären Sie, wo welche Unterlagen im Regal stehen, wie Ihre Computerdateien organisiert sind, wo Ihre Daten im Internet stehen – und was mit all dem geschehen soll.
 
Im Idealfall fassen Sie dies schließlich alles in Ihrem genealogischen Testament zusammen – einschließlich sämtlicher Benutzerdaten für PC und Internetportale.
 
Wer kommt als Erbe infrage?
Erbe muss nicht zwangsläufig eine Person in der jüngeren Generation der eigenen Familie sein. Die interessieren sich vielleicht nicht so sehr für die Familiengeschichte. Aber vielleicht ein jüngerer Forscherkollege mit dem man gemeinsamen Vorfahren hat? Egal wer erbt: Letztlich verschieben Sie die Frage mit dem Nachlass nur einige Jahre oder Jahrzehnte und auf eine andere Person. Wenn Sie sicher gehen möchten, dass Ihr Nachlass für zukünftige Forschergenerationen erhalten bleibt, sollten Sie einen anderen Weg wählen:
 
Denn in einem Archiv stehen Dokumente und Daten allen zur Verfügung, die sie als Basis für ihre weiteren Recherchen nutzen können (und die somit dasselbe nicht noch einmal recherchieren müssten). Es kann das Archiv eines genealogischen oder Heimat-Vereins sein, oder ein anderes, thematisch passendes Archiv, das man vielleicht von eigenen Recherchen kennt. Archive sind natürlich insbesondere der richtige Ort für Unikate auf Papier.
 
Aber hier gilt auch: Sprechen Sie unbedingt beizeiten mit dem Verein oder mit dem Archiv über den Nachlass! Denn Arbeitskräfte sind rar, und der Nachlass kann umso mehr Nutzen entfalten, je besser er vorbereitet ist. Vermutlich werden Sie erfahren, dass viele Bücher schon vorhanden sind – und Sie sich für diese einen anderen Verbleib suchen müssen. Obwohl Nachlässe viel Arbeit machen können, erinnern etliche Vereine ihre Mitglieder regelmäßig daran, sich über dieses Thema Gedanken zu machen; oder sie wenden sich aktiv an die Erben, die nicht selten froh sind, dass ihnen diese Last von den Schultern genommen wird.
 
Die kommenden langen Abende und Familientreffen über die Feiertage sind vielleicht die richtige Zeit für eine Aktion „SOS genealogischer Nachlass“.