Niederländischer Fußballstar findet seine Wurzeln überraschend in Stadtlohn
Ein niederländischer Ex-Profifußballer begibt sich für eine Fernsehsendung auf die Spuren seiner Vergangenheit. Für ihn überraschend führt ihn diese Reise auch nach Stadtlohn.
Das Fernsehteam filmte das Gespräch zwischen Stadtarchivar Ulrich Söbbing und Ronald de Boer in der St.-Otger-Kirche.© Victoria Garwer
 
Nationalspieler, Champions-League-Gewinner, Fußballer des Jahres in den Niederlanden, spanischer, niederländischer und schottischer Meister: Die Liste der Erfolge von Ronald de Boer ist lang. Zwölf Jahre nach seinem Karriereende hat ihn eine persönliche Geschichte nun nach Stadtlohn geführt.
 
Am Mittwochmorgen sitzt Ronald de Boer in einer Kirchenbank in der St.-Otger-Kirche neben dem Stadtlohner Stadtarchivar Ulrich Söbbing. Denn der hat ihm etwas Spannendes zu berichten. „Die Unterlagen im Stadtarchiv zeigen, dass Ronald de Boer einen Vorfahren hatte, der 1723 in der Stadtlohner Kirche getauft wurde. Dessen Vater wiederum kam aus Wessum und hat hier in der Kirche geheiratet“, sagt Ulrich Söbbing.
 
Familie Kappelhoff lebte damals an der Dufkampstraße
Er hat einen Stammbaum dabei und erklärt dem Ex-Fußballprofi die Verwandtschaftsverhältnisse. Demnach hieß die Familie damals Kappelhoff und besaß ein Haus am Markt am Anfang der Dufkampstraße. 1756 hat ein Vorfahr von Ronald de Boer dann eine Niederländerin geheiratet. Seitdem lebt die Familie in den Niederlanden.
Ulrich Söbbing (l.) berichtet Ronald de Boer, was er über seine Vorfahren im Stadtlohner Archiv gefunden hat. © Victoria Garwer
 
 
Für Ronald de Boer sind es am Mittwochmorgen ganz neue Erkenntnisse. Bislang wusste er nämlich gar nichts davon, dass er überhaupt deutsche Vorfahren hatte. „Ich habe zwar zwei Jahre in Enschede gewohnt, aber ich war noch nie hier in Stadtlohn. Das ist alles ganz neu für mich, aber sehr schön“, berichtet er.
 
Niederländischer Fernsehsender begleitet die Spurensuche
Dass die Verwandtschaftsverhältnisse nun bekannt geworden sind, ist einem niederländischen Fernsehteam zu verdanken. Der Sender NTR produziert nämlich die Sendung „Verborgene Verleden“, was übersetzt „Verborgene Vergangenheit“ heißt. In dieser Serie begeben sich berühmte Niederländer auf die Spuren ihrer Familiengeschichte.
 
Das Team recherchiert in Archivunterlagen und alten Urkunden und überrascht die Protagonisten [altgrichisch /erster Darsteller] mit den Erkenntnissen. So erfahren die Promis immer wieder ganz Neues über ihre eigene Geschichte. In diesem Fall haben die Niederländer in ihren Unterlagen einen Hinweis auf Ronald de Boers Vorfahren in Stadtlohn gefunden und daraufhin den Stadtarchivar Ulrich Söbbing kontaktiert. Der ist im Archiv auf weitere Informationen gestoßen, die er dem Fußballer am Mittwoch vor der Kamera zum ersten Mal offenbart.
 
Seit zehn Jahren gibt es diese Sendung, inzwischen wurden mehr als hundert Episoden ausgestrahlt. Die Episode über Ronald de Boer soll im Januar oder Februar im niederländischen Fernsehen laufen. Stadtlohn ist dabei nur eine von vielen Station, verrät das Fernsehteam am Mittwoch. Doch selbst der Fußballprofi weiß an diesem Tag noch nicht, wohin ihn die Reise noch führen wird.
 
Zur Person: Ronald de Boer
Ronald de Boer heißt eigentlich Ronaldus und ist am 15. Mai 1970 in der niederländischen Region Westfriesland geboren. Er hat einen zehn Minuten jüngeren Zwillingsbruder namens Frank. Beide waren Profifußballer und haben einen Großteil ihrer Karriere sogar im selben Team gespielt.

Ronald de Boer hat im Laufe seiner Karriere unter anderem bei Ajax Amsterdam, FC Twente Enschede (1991 bis Anfang 1993), FC Barcelona, Glasgow Rangers und zuletzt in Katar gespielt. Mit Ajax Amsterdam gewann Ronald de Boer 1995 sowohl die niederländische Meisterschaft als auch die Champions League, den Weltpokal und den UEFA Supercup.

Er absolvierte von 1993 bis 2003 67 Einsätze für die niederländische Fußballnationalmannschaft. Bei der Weltmeisterschaft 1998 verschoss er im Halbfinale einen entscheidenden Elfmeter gegen Brasilien.

1994 und 1996 wurde er zum Fußballes des Jahres in den Niederlanden gewählt. Heute arbeitet Ronald de Boer als Kommentator und Spielanalyst für verschiedene Fernsehsender.
 
von Victoria Garwer  Münsterland Zeitung 21.10.2020