Die wenigsten wissen noch, was der Vorfahr vor drei oder fünf Generationen beruflich war und wo er gewohnt hat. Wer dies trotzdem herausfinden will und aus Velen, Ramsdorf, Gescher oder der näheren Umgebung kommt, der kann sich an Willi Wiemold wenden. Denn der Tungerloher interessiert sich sehr wohl noch für diese Themen und betreibt bereits seit fast fünfzig Jahren Familienforschung.

Willi Wiemold in seinem hauseigenen Archiv und Büro. Foto:Luca Bramhoff
GESCHER/RAMSDORF/VELEN. Themen wie Ahnenforschung und Familienforschung verlieren in einer schnelllebigen Zeit wie heute mehr und mehr an Bedeutung. Die wenigsten wissen noch, was der Vorfahr vor drei oder fünf Generationen beruflich war und wo er gewohnt hat. Wer dies trotzdem herausfinden will und aus Velen, Ramsdorf, Gescher oder der näheren Umgebung kommt, der kann sich an Willi Wiemold wenden. Denn der Tungerloher interessiert sich sehr wohl noch für diese Themen und betreibt bereits seit fast fünfzig Jahren Familienforschung.
Anfang der 1970er Jahre, als Wiemold mit seinem Hobby begann, ging es ihm eigentlich nur darum die eigene Familiengeschichte auszuarbeiten. Denn wie er wusste, lebte seine Familie bereits viele Generationen in Gescher. Um Genaueres herauszufinden durchforstete er, damals noch per Hand und nicht digital, die Archive des Bistums Münster. Dort fand er Urkunden, die belegten, dass die Familie Wiemold schon seit 1692 auf dem Hof in Tungerloh lebte. Daraufhin war er von der Thematik so angetan, dass er sich gleich auch an die Ausarbeitung seiner Familie mütterlicherseits machte. „Da ging es sogar bis ins 16. Jahrhundert zurück“, betont Wiemold stolz.
Als daraufhin die ersten Nachbarn und Bekannten Wind von seiner neuen Leidenschaft bekamen, baten sie ihn, doch auch mal über ihre Familien genauer nachzuforschen. „Viele kamen damals auch mit alten Urkunden zu mir, die sie noch auf dem Dachboden liegen hatten“, erklärt der Familienforscher. Auch die Übersetzung solcher altdeutschen Schriftstücke sei nicht so einfach, wie man denkt. Allerdings hat sich Wiemold auch darauf spezialisiert. „Das fängt natürlich schon bei der Schrift an. Die können viele heute gar nicht mehr lesen“, fügt er hinzu. Als der Gescheraner dann schon viel über die Höfe seiner Heimat herausgefunden hatte und die Verbindungen verstand, wollte er auch die letzten Lücken noch schließen. So schrieb er sogar ein eigenes Buch nur über die Bauernfamilien in Tungerloh-Pröbsting. Dies sollte nicht sein einziges Buch bleiben. Heute arbeitet Willi Wiemold als ehrenamtlicher Stadtarchivar für die Stadt Gescher. „Ich kannte das Archiv durch meine Recherchen bereits vor Amtsantritt mehr als gut“, sagt er mit einem Schmunzeln.
Während der Corona-Pandemie hatte er noch mehr Zeit sich um seine Leidenschaft zu kümmern und arbeitete auch mit dem Heimatverein in Gescher zusammen, um die Geschichte des Ortes aufzuarbeiten. „Im Zentrum stehen dabei vor allem Kirch- und Landwirtschaftsgeschichte“, so Wiemold. Das liege vor allem daran, dass in einer Region wie dem Münsterland das Geld für eine Kirche und für den Unterhalt eines Pfarrers nur von den umliegenden Bauern gestemmt werden konnte. Erst danach bildeteten sich häufig die Ortskerne, um die Kirchen herum.
Bei all diesen Recherchen sind ihm schon viele besondere Auffälligkeiten untergekommen. Zum Beispiel, dass sich Namen über die Jahrhunderte in ihrer Schreibweise und Aussprache veränderten. Sein eigener Familienname lautete manchmal Wiemeling und dann wieder Wiemholt. Das macht die Recherche nicht immer leichter. Auch an sprachlichen Themen wie diesem war Willi Wiemold schon länger interessiert. Er zog sogar mal durch Gescher und die nähere Umgebung mit einem Tonbandgerät, um die verschiedenen Versionen des Plattdeutschen aufzunehmen. Heute würde sich der Familienforscher darüber freuen, wenn Menschen aus Velen, Ramsdorf und der Umgebung, die noch Orginaldokumente aus alten Zeiten zu Hause haben, bei ihm melden würden, damit er sein Archiv aus mittlerweile mehr als 400 Mappen erweitern kann.

Eines der zahlreichen Originaldokumente aus Wiemolds Archiv. Foto Luca Bramhoff
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Tel. 02861/944-164
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Quelle, Borkener Zeitung 12. Januar 2022